Geplante Vorträge im Frühjahr/Sommer 2024


Donnerstag, 11. Juli 2024, 18.00 Uhr


Museum Boppard





Prof. Dr. Falko Daim (Universität Wien)













Mit dem Geschichtsverein auf Spurensuche in der Oberstraße

 

Kaum etwas im Leben ist so sicher wie der Wandel. Diese Binsenweisheit trifft auch auf die Entwicklung unserer Innenstädte zu. Innerhalb weniger Generationen hat sich der Anblick eines Stadtviertels oder einer Straße so rasant verändert, dass man das Alte im Neuen kaum noch erkennt. Die Vergangenheit droht in Vergessenheit zu geraten. So hat sich auch die Oberstraße in Boppard merklich verändert, ohne dass dieser Prozess sogleich ins Auge fällt. Um die Erinnerung wachzuhalten, sind Zeitzeugen gefragt. Daher möchte der Geschichtsverein mit der Unterstützung von Zeitzeugen und in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Boppard sich auf Spurensuche in der Oberstraße begeben.

 

In der Zeit der Römer war die spätere Oberstraße die zentrale West-Ost-Verbindungsachse des Kastells Bodobrica (errichtet um 330/340 n.Chr.). Im Mittelalter behielt sie als Obergasse in der durch eine mächtige Stadtmauer geschützten Stadt ihre zentrale Funktion für die Reichsstadt am Mittelrhein. In der Neuzeit drängte sich alsdann der zunehmende Verkehr durch die Oberstraße und die Innenstadt, als die Bundesstraße 9 und damit die wichtigste Verkehrsader am Rhein quer durch Boppard lief und der motorisierte Verkehr die Bewohner an die Seite drängte. 1985 wurde die Oberstraße alsdann zur Fußgängerzone, die Verkehrsführung innerhalb der Stadt verändert, was eine enorme Veränderung des Lebensgefühls mit sich brachte. Eine drastische Veränderung des Stadtbildes ergab zudem die Verlegung der B 9, die bis dahin durch die Innenstadt geführt worden war. Am 12. Dezember 1991 konnte der zweite Bauabschnitt der innerörtlichen Umgehung für den Verkehr freigegeben werden. Heutzutage sind es neben der Verkehrssituation die demografischen Verschiebungen und das auch in Boppard zu beobachtende Phänomen des Aussterbens der Innenstädte, die das Gesicht der Bopparder Oberstraße im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren noch einmal nachhaltig verwandeln. Diesen Prozess der Veränderung wollen wir festhalten, bevor die Erinnerung an diese Zeit des Wandels weiter verblasst.

Durch die Gegenüberstellung von historischen Fotos aus der Oberstraße mit Aufnahmen aus der Gegenwart soll dieser Prozess der Veränderung dokumentiert werden. Durch die Sicherung der Erinnerung von Zeitzeugen wollen wir insbesondere der Frage nachgehen, welche baulichen Veränderungen stattgefunden haben und wie sich vor allem das Angebot und die Struktur der Geschäfte in der Oberstraße verändert haben. Und welche Ereignisse haben den Wandel vorangetrieben? Welche gesellschaftlichen und politischen Veränderungen am Mittelrhein haben auch den Charakter der Oberstraße beeinflusst? Oder waren es vor allem Einschnitte, die unmittelbar die Stadt Boppard betroffen haben? Also:

die Veränderung in der Rheinschifffahrt, der aufkommende Club-Tourismus, das Verblassen von Boppard als Kurort, die Schließung des Goethe-Instituts und die Schließung der Kurklinik, die Veränderung der Verkehrsinfrastruktur und die Einrichtung einer Fußgängerzone, die Veränderungen auf dem Marktplatz (seit wann Parkplatz?), das Auftauchen von ersten Supermärkten in der Oberstraße oder am Stadtrand, die Etablierung von Großhandelsketten und die dadurch hervorgerufene Veränderung für den  Einzelhandel.

Eine Datenbank für Bildmaterial, die aber auch durch schriftliche Zeugnisse und Erinnerungen bereichert werden soll und muss, ist seit einigen Monaten eingerichtet worden. Nun soll es darum gehen, diese Datenbank auch mit der Hilfe der Bopparder Bevölkerung mit Inhalten zu füllen. Wer sich vorstellen kann, den Verein mit Material zu unterstützen, kann sich jederzeit an den Vorstand des Geschichtsvereins wenden, denn nur mit der Hilfe und dem Engagement der Bürger hat unser kleines Projekt eine Chance, auch erfolgreich die Erinnerung an die Oberstraße aufzuarbeiten und sie dem Prozess des Vergessens zu entwinden.

Kontaktadresse:

Dr. Rainer Lahme, Parkstr. 36  56154 Boppard oder Mail: rainer-lahme@t-online.de

 

 


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